Nationale Konferenz 2024 / Conférence nationale 2024

8.-10.03.2024 – St. Niklausen OW – Thema: Das Bruder Klausen Gebet im Lichte der Meditation / Thème: la prière de Nicolas de Flüe à la lumière de la méditation.

Von Madeleine Vonlanthen

„Meditation creates Community“ Ja, genau! Die Inputs, Vorträge, Ausflüge und Essenszeiten wurden immer wieder mit Sequenzen (stiller) Meditation und Singen in der Krypta des gastfreundlichen Klosters Bethanien abgewechselt. Das wob schon von Beginn an einen feinen Teppich von Verbundenheit mit all den mir noch unbekannten Menschen. Dazu gab es viele Gelegenheiten zum persönlichen Austausch mit Teilnehmenden, was ich vertiefend, inspirierend und berührend empfand.

Der dichte leidenschaftliche Vortrag von Roland Gröbli über die Mystik des Niklaus von Flüe liess einen grossen spirituellen Schatz durchscheinen. Laurence Freeman skizzierte mit seiner praxisnahen Interpretation des Bruder-Klaus-Gebetes über das Konzept „Kenosis-Henosis-Agape“ eine hilfreiche Leitlinie für den Weg der Meditation. Mit seinen Ausführungen zum Labyrinth schenkte er mir ein starkes Symbol für den Umgang mit den herausfordernden „Windungen“ des Reifens.

Herzlichen Dank an alle – insbesondere auch die Organisatorinnen Claudia und Catherine – für die neuen Erkenntnisse, die berührenden Begegnungen, das wohltuende Gemeinschaftsgefühl, die nährende Stille und Eucharistie, den erfrischenden Ausflug mit Franz Enderli an die historischen Orte des Niklaus von Flüe und die feine Bewirtung im Gästehaus Bethanien.

Ich komme gerne wieder an eine WCCM-Veranstaltung.


De Roger Guignard

Un week-end de méditation chrétienne au pays de Nicolas de Flüe, dans le canton d’Obwald. A la clé, une randonnée silencieuse, le samedi après-midi, à Flüeli Ranft, lieu de pèlerinage, où vécut l’ermite. La venue aussi de Laurence Freeman, directeur de la WCCM. Avec foi, et un brin de curiosité aussi, je choisis d’accompagner ma femme, méditante engagée, ce que je ne suis pas. Trois jours humainement et spirituellement très enrichissants.

Ce petit détour d’abord : pour nous autres protestants, Nicolas de Flüe incarne surtout l’homme qui a pavé le chemin vers la Réforme, un artisan de paix aussi, notamment devant la Diète de Stans en 1481 où il calmera les tensions entres cantons ruraux et urbains. Un grand médiateur, en somme !

Oui, mais la vie contemplative de « Frère Nicolas », quel apport pour nous autres chrétiens, aujourd’hui ? Quels enseignements tirer de sa très célèbre, et très humble prière : « Mon Seigneur et mon Dieu, prends-moi tout ce qui m’éloigne de Toi. Mon Seigneur et mon Dieu, donne-moi tout ce qui me rapproche de Toi. Mon Seigneur et mon Dieu, détache-moi de moi-même pour me donner tout à Toi ». Ces trois demandes, Laurence Freeman les a radiographiées avec finesse et humour, parfois.  Pas question ici de reprendre toutes ses interventions substantielles mais subjectivement, quelques constats qui me mettent en chemin…

« Les chapelles et les églises sont pleines de mots, alors que nous avons besoin d’intériorité et de silence » Et d’en appeler à la metanoia, ce changement de vue et de regard qui modifie aussi le mental. Autre phrase forte : « L’Eglise devrait rappeler à cette société que nous avons besoin de guérison ». Laurence a distingué, avec grand soin, ce que produisent les deux hémisphères de notre cerveau, avant de constater : « ce qui nous tue sprirituellement, c’est cette société qui travaille avec l’hémisphère gauche, elle mesure, elle crée des algorithmes, etc. En fait, elle est dans le déni de l’esprit, hostile à Dieu et à l’humain ! » La force, la gravité de ce constat, qui laisse entendre que la méditation chrétienne, elle, trouve refuge dans l’hémisphère droit.

L’orateur fera encore remarquer que les contemplatifs sont des « révolutionnaires » et que ce qui va succéder à cette société malade, ce sera une société de laïcs contemplatifs.

Il y aurait beaucoup à dire sur la pratique de la méditation chrétienne, expliquée avec tact et pédagogie par Claudia et Catherine. La reprise aussi du mantra – maranatha (mot araméen qui se traduit « Seigneur viens » ou « Viens Seigneur ») – qui doit s’enraciner dans notre cœur jusqu’à ce point où le temps de Dieu – le centre du labyrinthe, comme le dira Laurence – est atteint.

Que dire encore du silence, encouragé lors des petits déjeuners et de la randonnée ? Que le regard aussi est un langage, où se donne à connaître l’autre, le prochain, peut-être mieux encore que par sa voix ?

Un regret, pour terminer : que les méditants romands, si actifs dans leur contrée, n’aient pas enrichi de leur présence ces trois journées si intenses.


Von Priorin Irene Gassmann OSB

Das Bruder Klausen Gebet im Lichte der Meditation
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Das Gebet des Niklaus von Flüe ist ein kostbarer Schatz und Inspiration, um in der Meditation in die Stille der Gegenwart Gottes zu finden. Das durften die Teilnehmenden der Nationalen Konferenz vom 8. – 10. März 2024 in Bethanien OW erfahren.

Niklaus von Flüe – Eremit – Asket – Mystiker
Roland Gröbli, ein fundierter Kenner und Biograf von Niklaus von Flüe skizzierte zu Beginn der Konferenz den historischen Hintergrund der Lebenswelt dieses Heiligen vom Ranft. «Eremit – Asket – Mystiker» so können die Entwicklungsstufen des Niklaus von Flüe benannt werden. Im 15. Jahrhundert, zur Lebzeit des Niklaus von Flüe, gab es eine Bewegung gottsuchender Menschen, die sich von der Sehnsucht nach dem «einig Wesen» bewegt, in die Einsamkeit zurückzogen, um Gott Raum zu geben.
Gemäss Roland Gröbli, können wir davon ausgehen, dass das Gebet des Niklaus von Flüe, vom Einsiedler selbst stammt, es sind keine anderen Quellen bekannt.

Ein Gebet in drei Schritten
In drei Impulsen betrachtete Laurence Freeman, Direktor und spiritueller Leiter der WCCM und Bonnevaux, zusammen mit uns das Gebet des Niklaus von Flüe.
Nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Der erste Schritt der Spiritualität ist leer werden, das kann auch schwierig sein. Leer werden, ermöglicht Raum schaffen für das Unmögliche. Wir können fragen: Was distanziert mich, hindert mich? Diese Hindernisse sind im Innern des Menschen, so Laurence Freeman.
Gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Um Gott nahe zu sein, brauchen wir als erstes den Wunsch, die Sehnsucht, bei Gott zu sein. Wir brauchen auf diesem Weg auch Nahrung aus der Heiligen Schrift oder Texte, die wir betrachten. Um zu erkennen, was ich brauche, kann ich Gott bitten. Ich darf Gott auch darum bitten, dass er mir gibt, was ich brauche, um auf dem Weg zu bleiben.
Beim Meditieren auf das Mantra hören und von mir wegschauen. Das braucht Übung, ist Training. «Und wenn du spürst, dass es stimmig ist, so sage: Ja.» So die Erfahrung des spirituellen Meisters, Laurence Freeman. Niklaus von Flüe formuliert dies in der Bitte: Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Gott in der gemeinsamen Stille erfahren

Die über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz verbrachten mehrere gemeinsamen Zeiten der stillen Meditation. Claudia Jurt und Catherine Charrière leiteten diese gekonnt an nach der Methode von John Main. Als Einstimmung wurde jeweils das Bruder Klausen-Gebet in einer der verschiedenen Vertonungen (Taizé, Helge Burggrabe und auch die bekannte Melodie von Gallus Scheel) gesungen. 

Hinabsteigen in den Ranft
Der Höhepunkt oder besser die tiefste Erfahrung für mich war am Samstagnachmittag als wir gemeinsam schweigend in den Ranft pilgerten. Franz Enderli, Präsident vom Föderverein Niklaus von Flüe und Dorothea Wyss, führte die Gruppe via St. Niklausen den steilen und schmalen Weg hinunter in die Ranft Schlucht. In der unteren Ranftkapelle meditierten wir gemeinsam eine knappe halbe Stunde und konnten so die Kraft der Stille dieses Ortes in uns aufnehmen.

Dank!
Diese Tagung war für mich sehr inspirierend und erfüllend. Das Programm mit dem wohltuenden Wechsel von Impulsen und Meditation, so wie der einzigartige Ort ganz in der Nähe des Wohnortes von Niklaus von Flüe bildeten den wertvollen Rahmen für eine tiefe spirituelle Erfahrung. Ein herzliches Dankeschön an die Gemeinschaft Chemin-Neuf und das Team vom Kloster Bethanien und allen, die uns diese Konferenz ermöglichten!


Von Katharina Gattiker

Wahrscheinlich ist Laurence Freeman deshalb ein so guter Speaker, weil er zum grössten Teil Ire und Waliser ist – denen ist das Sprachtalent, das Bardentum schon in die Wiege gelegt !  Laurence Freeman scheint dahin zu plaudern, verliert jedoch nie den roten Faden und schlägt ohne Manuskript einen grossen Bogen von unserem Bruder Klaus und seinem bekanntesten Gebet zur Gegenwart und auch zur Vergangenheit, zu den  Wüstenvätern. Er beschreibt Bruder Klaus als Visionär, welcher Menschen verschiedenster Herkunft und Kultur ansprechen kann.

MEIN HERR UND MEIN GOTT, NIMM ALLES VON MIR WAS MICH HINDERT ZU DIR
Diese erste Zeile kann verglichen werden mit dem antiken Begriff der KENOSIS –  Leere – durch die Leere zu Gott – schafft Raum für Gott. Damit ist heute gemeint: Ablenkungen, die ACEDIA der Wüstenväter – also Langeweile , Zerstreuung durch zu viele Reisen, TV , sonstiger Aktivismus…

MEIN HERR UND MEIN GOTT GIB ALLES MIR WAS MICH FÖRDERT ZU DIR
Der alte Begriff der HENOSIS – Gottwerdung – Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werden kann – mit sich selber im Einklang sein….., der anzustrebende Zustand ist die APATHEA – also frei sein von destruktiven Leidenschaften.

MEIN HERR UND MEIN GOTT NIMM MICH MIR UND GIB MICH GANZ ZU EIGEN DIR
Der alte Begriff dafür  ist AGAPE  – in der Liebe Gottes sein, oder THEOSIS – Eins sein mit Gott, Vereinigung mit Gott


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