
“Die Essenz der Meditation ist zu lernen, zurückzustehen und Gott zu erlauben, sich an die vorderste Stelle unseres Lebens zu setzen, den Schritt zurückzugehen von der Selbst-Zentriertheit hin zur Gott-Zentriertheit. Das Ergebnis ist, dass wir unseren eigenen Platz in der Welt finden, dass sich unsere Beziehung richtig platzieren – unsere Beziehung miteinander, unsere Beziehung zur Schöpfung und unsere Beziehung zu Gott.”
– John Main –
Ablauf unserer Meditationstreffen
- Bitte sich ein paar Minuten vor der vereinbarten Startzeit einloggen
- Begrüssung
- Atem- und/oder Körperübungen
- Eröffnungsgebet
- 25 Minuten Stille
- Textlesung
- Gelegenheit zum individuellen Austausch
- Schlussgebet
John Main in: Word into Silence
In der Geschichte des Christentums haben Männer und Frauen des Gebets eine besondere Mission
erfüllt, indem sie ihre Zeitgenossen und sogar die nachfolgenden Generationen zur gleichen
Erleuchtung, zur gleichen Wiedergeburt im Geist, wie sie Jesus verkündet hat, gebracht haben.
Einer dieser Lehrer, Johannes Cassianus aus dem vierten Jahrhundert, kann in Anspruch nehmen,
einer der einflussreichsten Lehrer des geistlichen Lebens im Westen zu sein. Seine besondere
Bedeutung als Lehrer und Ideengeber des heiligen Benedikt und damit des gesamten westlichen
Mönchtums leitet sich aus der Rolle ab, die er spielte, indem er die spirituelle Tradition des Ostens
in die lebendige Erfahrung des Westens einbrachte.
Cassianus hörte mit voller Aufmerksamkeit auf die Lehre des Heiligen Abtes Isaak, was ihn bald
mit Begeisterung für das Gebet und mit dem festen Willen zur Beharrlichkeit beflügelte. Abt Isaak
sprach eloquent und aufrichtig, und doch stellt Cassianus am Ende seiner ersten Unterredung fest:
„Diese Worte des heiligen Isaak haben uns eher geblendet als befriedigt, da wir das Gefühl hatten,
dass wir, obwohl uns die Vortrefflichkeit des Gebetes gezeigt worden war, noch immer nicht
verstanden hatten, worin es besteht, und wie wir die Kraft, die es ermöglicht, und die Ausdauer in
ihm gewinnen und bewahren können.“
Nach einigen Tagen kehrten Cassianus und Germanus demütig zu Abt Isaak zurück und stellten ihm
die einfache Frage: „Wie sollen wir beten? Lehre uns, zeige es uns.“ Seine Antwort auf ihre Frage,
die in der zehnten Unterredung des Cassianus zu finden ist, hat das westliche Gebetsverständnis bis
in unsere Tage wesentlich beeinflusst.
In dieser Antwort sind die Aspekte von Gebet, Armut und Erlösung miteinander verbunden. Das
führte Cassianus dazu, den Zustand, an dem wir uns im Gebet erfreuen, als „große Armut“ zu
bezeichnen. „Der Geist sollte sich unaufhörlich an das Mantra klammern“, schreibt Cassianus, „bis
er durch den ständigen Gebrauch gestärkt wird, sich der reichhaltigen und weitläufigen Materie
aller Arten von Gedanken entledigt, sie verwirft und sich auf die Armut des einzelnen Verses
beschränkt. … Wer diese Armut erkennt, kommt mit bereitwilliger Leichtigkeit auf die erste der
Seligpreisungen: ‚Selig sind, die arm sind im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.’“